Phosphene sind Lichtwahrnehmungen, die nicht durch Licht, sondern durch andere Reize auf das Auge, den Sehnerv oder den visuellen Cortex im Gehirn erzeugt werden.Von der Netzhaut ausgehende Erscheinungen: Flächen, Farben, Blitze oder geometrische Figuren. Man könnte auch „Halluzinationen“ dazu sagen: Erscheinungen, die einem nach einer durchtanzten Nacht schon einmal begegnen können.
Wanubalé sind ganz nüchtern im taghellen Hier und Jetzt verortet, und waren doch fasziniert von dieser irrealen Welt. „Phosphenes“ ist nun der Titel des Debütalbums dieser neun Musiker Anfang zwanzig, die alle ursprünglich aus dem Großraum Berlin stammen. Die lebendige Clubkultur der Hauptstadt hat alle Bandmitglieder früh geprägt und so favorisieren alle Musiker neben dem Jazz auch Dub, Drum 'n Bass und Broken Beats. Gleich mehrere Mitglieder legen gar selbst als DJs auf.
Der Sound von Wanubalé wurde also maßgeblich von der vibrierenden Live-Jazz- und Clubszene der Hauptstadt beeinflusst, in der sich neben den genannten Genres noch Funk, Jazz, Neo-Soul und Afrobeat immer wieder nahtlos miteinander verbinden.
Vorreiter und Veteranen dieses Urban-Sounds sind natürlich Axel Reinemer und sein Musikerkollektiv Jazzanova. Nur folgerichtig also, dass Reinemer an zwei Winterwochenenden 2018 im Jazzanova Studio als Toningenieur von „Phosphenes“ an den Reglern saß.
Das Nonett, das im Live-Kontext vorab schon dutzende eigene Kompositionen erprobt hatte, beschränkte sich im Studio auf die acht stärksten Nummern dieser musikalischen „Findungsphase“ und verfugten sie zu einem bemerkenswerten Debüt.
Größte Herausforderung dabei: Songs, die ursprünglich mit dem Ziel komponiert worden waren, live aufgeführt zu werden, zu nicht minder interessanten Studioversionen umzuarrangieren.
Dafür schrieben die neun Musiker durchaus komplexe Arrangements, die den Spaß am gemeinsamen Musizieren deutlich stärker in den Vordergrund rücken, als dass sie die Hörer zu exegetischen Analysen animieren wollen. Mehr Bauch- als Kopfmusik und das ist gut so!
Hier hat keiner Lust auf Konventionelles aus der Modern-Jazz-Schublade. Wanubalé mögen lange an ihren Songs feilen, lassen aber ihre instrumentalen Skills niemals heraushängen. So beginnt „Fake Five“ mit einem Gitarren-Piano-Unisono-Motiv, das wie elektronischer Minimalismus anmutet. Der Opener „Ticking Boxes“ wird von südafrikanisch angehauchten Melodien geprägt, aber ebenso von fetten Break Beats. Afrobeat-Gitarren und satte Conga-Grooves formten „Strange Heat“ zu einem zwingenden Kandidaten für die erste Single-Auskopplung. Snarky Puppy und Fat Freddy’s Drop haben die Band beeinflusst, aber auch jüngere Acts wie Hiatus Kaiyote und Nubiyan Twist. Doch Wanubalé machen ihr eigenes Ding, haben „Phosphenes“ selbst produziert und arrangiert.
Wanubalé: vier Bläser, zwei Drummer, Gitarre, Bass, Keyboards. Neun Musiker mit einem untrüglichen Gespür für funky Breaks, fette Bläsersätze und memorable Melodien.
Gabriel Rosenbach: Trompete & Flügelhorn
Niko Zeidler: Tenor- & Altsax
Anton Kowalski: Baritonsax
Jonathan Steffen: Posaune
Max Feig: Gitarre
Moritz Schmolke: E-Bass
Moses Yoofee Vester: Keyboards
Heinrich Eiszmann: Schlagzeug
Philip Schilz: Schlagzeug